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Jung, weiblich, keine Lust auf Handwerk?
Der diesjährige Weltfrauentag stand unter dem Motto „Choose to Challenge“ – weil jeder Veränderung eine Herausforderung (challenge) vorausgeht. Grund genug, im Women’s History Month März einen kritischen Blick auf die Situation von Frauen im Handwerk zu werfen. Welchen Herausforderungen gilt es sich hier zu stellen?
Mehr als 21 Prozent der Abschlussprüfungen im Handwerk wurden 2019 von einer Frau bestanden, jede vierte Gründung im Handwerk erfolgt durch eine Frau und jeder fünfte Handwerksbetrieb wird von einer Frau geführt.
Was auf den ersten Blick nach einer positiven Entwicklung aussieht, offenbart seine Schwächen im Detail: Im gewerblich-technischen Bereich sind Frauen nach wie vor extrem unterrepräsentiert. So liegt der Frauenanteil bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen beispielsweise im Konditorhandwerk und in Goldschmieden bei circa 80 Prozent, während unter den Auszubildenden in den Bereichen Metallbau oder Elektrik nur knapp zwei Prozent Frauen sind.
Gründe für den geringen Frauenanteil in Handwerk
Die Gründe dafür sind vielfältig. So ist die Zahl an potenziellen Auszubildenden durch die sinkende Geburtenrate bei beiden Geschlechtern gesunken – bei den Männern wird die so entstehende Lücke jedoch in hohem Maße durch Zuwanderer aufgefüllt. Außerdem weisen Frauen durchschnittlich bessere Schulabgangsnoten auf und entscheiden sich daher öfter für ein Studium als für einen Ausbildungsberuf.
Den größten Einfluss auf die Entscheidung für einen Ausbildungsberuf haben aber veraltete Rollenbilder und Vorurteile: So fürchten viele Frauen den Sexismus von männlichen Kollegen oder trauen sich den Beruf körperlich nicht zu. Zumindest das letzte Argument hat im Zeitalter von Digitalisierung und Automatisierung jedoch keine Wirkkraft mehr: In modernen Betrieben wird das Heben und Tragen vom Lasten zum größten Teil von Maschinen übernommen.
Frauen als Erfolgsfaktor im Handwerk
Umdenken ist also angesagt – bei Eltern, Lehrkräften und in der Gesellschaft insgesamt. Im Zeitalter das Fachkräftemangels ist für Sexismus kein Platz mehr im Handwerk: 156.000 offene Stellen registrierte die Bundesagentur für Arbeit hier durchschnittlich für das Jahr 2019. Besonders eng ist es dort, wo die Frauen fehlen: bei den Klempnern und Klimatechnikern, Heizungsbauern und Elektrikern.
Professor Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, fordert daher einen Kulturwandel, hin zu einem „Klima, das erkennen lässt, dass Frauen als Teil der Belegschaft willkommen und auch als Unternehmerinnen im Handwerk sehr erfolgreich sind.“ Aktuelle Studien zeigen, dass divers zusammengesetzte Teams nicht nur eine höhere Arbeitszufriedenheit, sondern auch eine deutlich erhöhte Produktivität aufweisen – damit wird Gender Diversity zum echten Erfolgsfaktor für moderne Unternehmen.
So macht sich das Handwerk für Frauen attraktiv
Der Zentralverband des deutschen Handwerks hat es sich daher zum Ziel gesetzt, mehr junge Frauen zu einer Ausbildung im Handwerk zu motivieren. Neben dem bewährten Girls’ Day werden diese im Rahmen der schulischen Berufsorientierung explizit angesprochen, die eigenen Stärken und Talente jenseits von Stereotypen weiterzuentwickeln und neue Wege in der Berufswahl zu gehen. Durch die Stärkung von MINT-Fächern, soll das Interesse für gewerblich-technische Berufe geweckt werden, die „Initiative Klischeefrei“ setzt sich für die Überwindung von Geschlechterklischees in der Berufsorientierung und -beratung ein.
Auch einzelne Handwerkszweige machen sich für den weiblichen Nachwuchs attraktiv: Mit modernisierter Ausbildungsverordnungen, konkurrenzfähigen Vergütungsmodellen und Nachwuchskampagnen wie „Back dir deine Zukunft“ oder „FRAUEN.KÖNNEN.ALLES.“ stellt man sich der Herausforderung, den Frauenanteil im Handwerk zu erhöhen.
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